Meine erste österreichische Meisterschaft in einem Strassenrennen stand am 30.Mai 2015 am Programm.
Abreise war am mittleren Vormittag mit meinem (fast) neuen Volvo XC70. Über Wien sollte die Anreise bei bester Laune und guter Form statt finden. Weil ich meinen Freund Matthias den Masseur für die Transalp mitnehmen und meinen Teamkollegen vorstellen sollte – vorab, er konnte seine Fähigkeiten bei dem ein oder anderen bestens unter Beweis stellen – als wir in Amstetten in der Ostarrichi-Kaserne ankamen hatte ich schon etwas Stress, weil die Startzeit früher als von mir angenommen war. Schnell umgezogen und aufgewärmt ging es an den Start.
Auf dem Programm stand ein Rundrennen zu 6 Runden mit jeweils ca. 12 km und doch einigen Höhenmetern. Vor dem Start-Zielbereich war ein etwa 50 hm Anstieg. Nach dem Start-Zielbereich ging es 60 hm talwärts, in den schnellste Bereich der Runde. Bis zu 80 km/h sollte dort gefahren werden. Ansonsten waren ein paar scharfe Ecken mit Wellen und Hügeln aber auch mit Windpassagen drinnen. Von Anfang an war es ein sehr nervöses Rennen. Nach der zweiten Runde stellte ich fest, dass mir die Strecke auf den Leib geschneidert war. Es musste so sein ich hatte zu diesem Zeitpunkt kein Problem in der Spitzengruppe zu bleiben obwohl dieses bereits von etwa 60 auf 25 Fahrer geschrumpft war.
Als ich zudem feststellte, dass mich die ausgefuchsten Fahrer, wenn ich weit vorne war immer in den Wind stellten und es im mittleren Bereich ständig extrem nervöses Gedränge gab zudem ich mich sehr stark fühlte, begab ich mich ans Ende des Spitzenfeldes. Immer mit Blick auf die Favoriten Wolfgang Lackner, Franz Huber, Alfred Lechnitz, etc. Bis auf zwei, drei Attacken konnte ich auf diese Art fast zwei Runden verbringen. Am Ende der dritten Runde auf dem 50 hm Hügel wurde vorne attackiert, etwas weiter vorne entstand dabei auch ein Loch – noch auf der Ebene nach dem 50 hm Hügel hatte ich es geschlossen – nur kurz wurde dabei mein Maximalpuls strapaziert. Recht schnell war ich aufgrund der anschließenden Abfahrt im Relaxmodus.
Als ich mit über 70 km/h dahin rollte und dabei kurz zurück blickte stellte ich fest, dass das Feld auf etwa 20 Mann, weiter geschrumpft ist – hinter mir, in meiner Wahrnehmung niemand.
Relativ weit links auf der Strasse fahrend drehte ich mich über die linke Schulter um. Dabei muss ich übersehen haben, dass weiter rechts doch noch der ein oder andere Mitbewerber kämpften, denn kurze Zeit später verspürte ich einen Kontakt von der linken Seite. Abwärts rollend, nicht tretend wurde ich ganz schnell vom Piloten zum Passagier als ich feststellte, dass sich ein Vorderrad zwischen meine linke Kurbel und die Strebe geklemmt hatten. Als solcher machte ich einen harten Abgang mit Aufschlag auf den Asphalt.
Wie sich später aufgrund von GPS-Daten herausstellte wurde ich mit genau 71,3 km/h zum Passagier und mit etwa 63 km/h landete ich rechtsseitig auf dem Asphalt. Nach mehreren Drehungen und Überschlägen landete ich in der Wiese links von der Strasse. Meine Flug- und Landedistanz war schon relativ weit, jene meines Fahrrades noch um etwa 10 Meter weiter.
Ich noch auf dem Boden, war mein erster Gedanke, jetzt muss ich mich beeilen mein Fahrrad wieder hinzubekommen um wieder Anschluss zu finden. Das meine Hose, mein Trikot und mein Helm völlig zerstört war merkte ich noch gar nicht. Erst als ich aus 10 Meter Entfernung das vordere Karbon-Laufrad im 90 Grad Winkel wegstehen sah, musste ich mit dem Gedanken des Aufgebens näher befassen – denn woher sollte ich so schnell Ersatz finden. Also begann ich mich mit meinen Körper zu befassen – Oh mein Gott eine Blutlache unter mir, meine Kleidung völlig zerfetzt oder nicht mehr vorhanden, der Helm völlig zerstört, ich noch immer voller Angriffslust aufgesprungen, als mich ein extrem stechender Schmerz wieder zu Boden warf – diese passierte einige Male. Die Schmerzen wurden immer ärger und ärger. Schreiend probierte ich mein unkontrolliert von mir hängendes rechte Bein mit beiden Händen wieder in Ordnung zu bringen – es konnte ja nicht viel sein – war doch sicher nur die Hüfte ausgekegelt – das bring ich schon wieder hin, so dachte ich zumindest. Nach einigen Versuchen des Einrenkens, musste ich vor Schmerzen auf dem Boden kauernd aber doch aufgeben.
Mein nächster Gedanke, wie komm ich hier jemals wieder weg – das noch nicht zu Ende gedacht stand ein Rettungswagen mit völlig, mit mir überforderten Sanitätern vor mir.
Auf den Abtransport wartend wurde mir meine Lage klar – ich schon ins Rettungsauto verpackt, hab bis dato nicht einen Bruchteil des Fiaskos verpasst, als mir schien, dass sich mein Körper jetzt von mir verabschieden wollte – darauf hin ich völlig ausrastend versuchte ich schreiend die Gurte zu lösen, sodass beide Sanitäter in die Flucht ergriffen. Die Notärztin, die sich ebenfalls im Rettungsauto befand konnte dann aber doch mit einer Spritze die Oberhand behalten – sie schoss mich damit in das Land der Glückseligkeit. Nun konnte der Transport ins nächstgelegene Krankenhaus, in Amstetten relativ entspannt statt finden. Schürfwunden am ganzen Körper ein tiefes Cut über dem rechten Auge, Prellungen, etc. – alles kein Problem – die Schmerzen inkl. Todesängste ausgelöst durch einen Bruch des rechten Oberschenkelhalses versetzte mich beim Röntgen, etc. auf den Boden der Realität.
Als ich nach der Operation aufwachte und das Röntgenbild, der lt. Arzt gut verlaufenen Operation blieb mir aufgrund des vielen Metalls doch für einige Zeit die Spucke weg. Meinem Freund und Röntgenologen Alexander Pillhatsch übermittelte ich die Röntgenbilder umgehend. Er bestätigte die erfolgreiche Operation – die Schmerzen musste ich allerdings alleine ausbaden.
Schlussendlich konnte ich „Glück im Unglück“ als Resümee ziehen. Weder Kopf nochRücken haben etwas abbekommen, da kann unter diesen Umständen auf jeden Fall von Glück sprechen und dabei möchte ich es auch belassen!!!!
Mein rechter Oberschenkel zusammengeschraubt mit Metall